Das forensische online Konsil - Forensikon
Mit dem „Forensikon“ wurde 2011 ein bundesweit einmaliges Online-Portal zur Beratung von behandelnden Ärztinnen und Ärzten beim Verdacht auf sexuellen Kindesmissbrauch geschaffen. Niedersächsische Ärztinnen und Ärzte der Fachbereiche Kinder- und Jugendmedizin, hausärztliche Medizin und Gynäkologie können über dieses Werkzeug einfach Fotos, Befunde oder Röntgenbilder gesichert und unkompliziert an rechtsmedizinische Spezialisten übermitteln. Mit der Aufnahme des Dienstes erhielten rechtsmedizinisch unterversorgte Regionen eine flächendeckende, zeit- und ortsunabhängige Lösung zur Beurteilung fraglicher Missbrauchsfälle bei Kindern. „Forensikon“ ist integriert in das multimodale Kinderschutzprojekt am Institut für Rechtsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Die rechtsmedizinische Kompetenz bei der Beurteilung der Befunde bildet die Basis für das Einleiten gezielter und effizienter Hilfsmaßnahmen für von Missbrauch betroffene Kinder. Die Anwendung beweist, wie innovativ eingesetzte Informationstechnologie neue Unterstützungs- und Versorgungsangebote auch bei ethisch hochsensiblen Themen wie Kindesmissbrauch ermöglicht. Interprofessionelle Kommunikation und Zusammenarbeit mit dem Ziel des Kindeswohls wird vereinfacht und auf ein sicheres Fundament gestellt. Die Interdisziplinarität und Kooperation vom Land Niedersachsen, universitärer Einrichtung, Körperschaft des öffentlichen Rechts und Wirtschaftsunternehmen bindet alle bedeutenden Gruppen des Gesundheitssektors ein.
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Projektpräsentation
Pressespiegel
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Funktionsweise des Forensikon
Die Einwahl in den Dienst erfolgt über die Webseiten der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN). Die Anfragestellung erfolgt in drei Schritten. Die Anfragenachricht wird als Freitext formuliert und kann wahlweise durch zusätzliche Information, wie Details zur Vorgeschichte, zum Untersuchungsbefund und durch Upload von anonymisierten Fotos ergänzt werden. Personendaten der Betroffenen oder ihrer Angehörigen werden nicht erhoben. Die Nachricht wird per Knopfdruck versandt und als Anfrage in der Vorgangsverwaltung vermerkt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Rechtsmedizin prüfen regelmäßig die Eingänge durch die eigene Einwahl in das KVN-Netz und wählen die entsprechenden Neuzugänge zur Bearbeitung aus. Die wesentliche Information kann auf einem Blick erfasst und direkt eine Antwort verfasst werden. Diese wird per Knopfdruck im System gespeichert. Die oder der Anfragende wird über die Beantwortung per Email informiert und kann wiederum auf dem beschriebenen Weg Rückfragen stellen. Die gesamte Kommunikation wird im System als Protokoll abgelegt und ist für beide Seiten immer sichtbar. Damit bleibt der gesamte Vorgang in sich geschlossen und für alle transparent.
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Interdisziplinarität ausgezeichnet
Die interdisziplinäre Kooperation aus Politik, Wirtschaft und öffentlich-rechtlichem Bereich bildet das Fundament für Qualität und Nachhaltigkeit des „Forensikons“. Das Institut für Rechtsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover stellt auf breiter Basis die fachliche Kompetenz in der Beratung sicher (Albrecht 2010b). Die Entwicklung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik (PLRI) und der Firma IT-Choice AG. Das „Forensikon“ ist zur Umsetzung der anspruchsvollen Sicherheitskomponente in das Dienstportfolio der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) eingebettet.
Das Forensikon wurde mit dem Medizin-Management-Preis 2012 und dem Karl-Storz-Telemedizin-Preis 2010 ausgezeichnet. |
Prämierungen
Medizin-Management-Preis 2012
vergeben vom Medizin-Management-Verband e.V., Berlin Karl-Storz-Telemedizinpreis 2010 vergeben von der DGTelemed e.V., Berlin |
Literatur
Albrecht UV, Todt M, Ketterer M, Pramann O, Matthies HK, Debertin AS. Das Forensische Online-Konsil „Forensikon“ - Sichere Befundkommunikation bei Verdacht auf Kindesmisshandlung und sexuellem Kindesmissbrauch in Niedersachsen. German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12gmds057 DOI: 10.3205/12gmds057, URN: urn:nbn:de:0183-12gmds0570 Published: September 13, 2012.
Albrecht UV. Strategien der Informationssicherheit für die rechtsmedizinische Telematik am Beispiel des „Forensischen Online-Konsils (Forensikon)“ der Medizinischen Hochschule Hannover. Rechtsmedizin, Vol 20, Number 4:304-376, DOI: 10.1007/s00194-010-0695-z Albrecht UV. Das forensische Online-Konsil Forensikon der Medizinischen Hochschule Hannover – eine qualitative und quantitative Vorstudie. Magisterarbeit Public-Health, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover 2010. Debertin AS. Bessere Strukturen für den Kinderschutz in Niedersachsen - Institut für Rechtsmedizin der MHH bietet niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten diagnostische Unterstützung bei Verdachtsfällen von Kindesmisshandlung und -missbrauch. Niedersächsisches Ärzteblatt, Seite 52 + 53, Heft 1 2011. Todt M, Albrecht UV, Klintschar M, Debertin AS. Projekt Kinderschutz an der MHH - Einführung einer neuen Beratungsstruktur in Niedersachsen. DGRM 2012, Bonn. |
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